Title
Direkt zum Seiteninhalt

Fähre Grimma

Fähren Dommitzsch - Riesa
Ehemalige Fähre Grimma


Ab wann gab es in Grimma eine Brücke? Eine Frage die mir von vielen anderen Orten her bekannt ist. Auch hier kann ich mich nur auf bekannte und verläßliche Quellen berufen.
Verläßliche Quellen in meinem Sinne sind keinesfalls die öffentlichen Medien. Ich halte mich an Originale Akten und Publikationen von allseits Bekannten Vorfahren wie Thietmar von Merseburg, Lamberts von Aschaffenburg oder wie im Fall Grimma an Christian Gottlob Lorenz. Letzterer berichtet in seinem Buch "Grimma im Königreich Sachsen" 1856 gewissenhaft und detailiert.
Geht man davon, daß in der ältesten Urkunde der Stadt Grimma von 1065 noch keine Brücke erwähnt wird so kann man sicher sein einen Übergang über die Mulde gab es. Sei es eine Furt die nur bei bestimmten Wasserständen genutzt werden konnten oder eine Fähre.
Gegen Ende des 11. Jahrhunderts dürfte es in hiesiger Gegend noch keine Brücke gegeben haben. Eine Handelsstraße über Grimma aber sehr wohl. Die Stadt war damals nur ein kleiner Flecken. Bei der Erweiterung der Stadt hat man die Passage durch die Stadt in Richtung Fähre bereits beachtet. Die Hauptstraße führte damals vom Georgen Hospital aus in richtung nach dem Rabenstein durch den langen Grund und über den Mühlenwerder bis an das der Mühle gegenüber liegende Ufer. (siehe Skizze) An dieser Stelle entstand eines der Stadttore.
Nach der Zerstörung der Brücke in Grimma durch Herzog Moritz`s Truppen im Januar 1547, wurde eine Fährverbindung errichtet¹, die den Verkeht über die Mulde bis zum August 1548 bewältigen mußte.
Gewiß war aber eine solche schon  vor der Errichtung dieser Brücke vorhanden. Viel Glück hatte die Stadt mit dieser Brücke nicht, sie verbrannte im Januar 1637¹.
Einen neuen Bau der Brücke konnte sich die Stadt nicht leisten, es mußte wiederholt eine Fähre errichtet werden. Selbst dazu benötigte die 1,5 Jahre.
Auch diese Neuanschaffung stand unter keinem guten Stern. Durch ungeschickten Umgang der Fährleute soll diese gesunken sein².
Die Kosten für die Reparatur und das Ausbessern eines Weges zur Fähre betrugen im Jahr 1646 500 Gulden. Zu einem erneuten Brückenbau ließ sich der Rat nicht bewegen,
obwohl viele Handelsleute den Übergang Grimma mieden.
          

Quelle:     H. St. A. DD 10077 Coll. Schmid. Erbamt Grimma Vol. VI. Nr. 86¹
              Christian Gottlob Lorenz 1856 S. 285²
Der hiesige Muldenübergang war bis in das zwölfte Jahrhundert hinein nur von örtlicher Bedeutung gewesen. Unter Otto dem Reichen entstand die Stadt als planmäßige Neugründung auf der dem Verkehr günstig gelegenen Muldenaue.
Ihr Zielpunkt war der Muldenübergang, der sich zwischen der Mühlinsel(8) und dem Mühlwerder befand(I). Er wurde ursprünglich vom Badeplane (4) aus erreicht, auf dem die Wagen, wenn sie auf das Übersetzen zu warten hatten oder in der Stadt rasteten, Platz fanden. Zu dem Badeplane selbst fuhren die Wagen durch das Pappische Tor (I), die Kreuzstraße (2), deren Fortsetzung später bebaut wurde, und die Badergasse (3). Vom Baderplane aus (4) ging es durch die Mühlgasse (5) zum Fährtor (6). Etwas jünger als dieser Straßenzug soll der durch das Leipziger Tor (10), die Leipziger Straße (11), über den Leipziger Platz (12) und durch die Töpferstraße (13) sein. Vom Fährtore (6) aus führte ein Steg (7) zur Mühlinsel (8), von der aus die Wagen auf dem Fährschiffe zum Muldenwerder übersetzten (I) und dann durch den Ziegelgrund weiterfuhren (Langengrund). Die Insel die 1930 unterhalb des Wehres lag, war eine viel jüngere Anhegerung. Noch im 13. Jahrhundert ist die Fähre durch eine Brücke ersetzt worden, die kurz unterhalb der heutigen stand. Als die Brücke 1637 aber zerstört wurde, mußte wieder eine Fähre eingerichtet werden, die bis Brückenbau (15) von 1718 verkehrte. Diese Fähre setzte an der Kuttelpforte (14) über (II). Durch den früheren alten Straßen- oder Fährgrund (St.Elisabethgrund) erreichten die Wagen die Höhe des jenseitigen Ufers.


Quelle:  Christian Gottlob Lorenz 1856
Die Übertragung des nebenstehenden Textes
aus dem altdeutschen lautet:


Durchlauchdigster Hochgetreuer Churfürst

Eur: Churfürstl. Durchl. sind meine unterthänigste treue Dienste
in allen gehorsam inderzeit zuvor bereitest
                    Gnädiger Herr
Eur: Churfürstl. Durchl., werden aus denen von mir anizero pflichtlich
digst abgelegten 3 Jahres Rechnungen sonder Zweifel gnädigst
ersehen haben,  Welcher Gestalt die Fehrennuzung des
Ambts Grimma über den Muldenstrohm allda, ich ohne
morigen ruhm zumelden:/ nachdem sohdane Fehhre As 1663 mit
Mühe wiederumb zum Ambte gebracht:/ so viel müg
lich und zusätzlich selbiger Fehrordnung vermehret
und erhöhet, daß sich Jährlichen, besage der Fischer und Fehr
leute in Händen gebunden Einschreibebüchlein berührte  ein
künfte wir wohl alß eine steigende und fallende nuzung
an die 300 fl. (Gulden) versterket, dergleichen sich zuvorhero ein
mahlen so hoch betrogen haben wird,  Davon zwar denen
vier Fehren und Fehrleuten wöchentlich 2 fl. 8 gl(Groschen) undt
alß jährlichen 148 fl. 12 gl. Fehrleuten entrichtet werden
muß, nach daßen abzug etwas hundert und etliche
fünfzig Gülden    Eur. Churfürstl. Durchl. Ambte.....übrig
verbleiben welche Krafft ergangenen gedachten Befeh
lichs vom 16. Novebr. 1663 den Christlichen Schull
dienern und Gottes- Kasten zu Grimma, zu ihrer
unentbereichen Besoldung beständig geeignet worden
Nun ist Gnädigster Churfürst und Herr es zwar allen


Quelle H. St. A. DD 10036 Fin. Archiv Loc. 33974 Rep. XXIX Grimma Nr.1
Die Übertragung des nebenstehenden Textes
aus dem altdeutschen lautet:


Euer durchlauchtigster Großmächtigster
König und Churfürst

Allergnädigster Herr

Bei der, zum öffentl. Anschlag gediehenen Amts
Fähre zu Grimma, will ich mich in heutigen termino
lacations, als Pachter angemeldet, und wo ferner
Die erforderten Deparatur..... mir wiederumb.
in Abzug pasifiziern formae den erbethenen über
und Durchfahrten an der Mulde in sonderheit ein
weiters Zeit die Eisbahnen gänzlich abgeschafft und dr
gleichen Abbrüche durch Obrigkeit Hülffe darin.....
..... auch das jährliche Deputat Holz zum Fährhaus ...
ferner gereicht wurden, auf 6. Fehre lang 290 fl.
zum jährlichen Pachtgelde als mich: allergehorsamst
then, die Fehre aber, worinnen sich ...... da Gott vor
Seeligkeit und anderen Schaden ereignen möchte
....... ausgezogen haben aller unterthänigst bitte der
erwähnten Fehre auf 6 Jahrelang allergnädigst mir
Pachtweise zu überlaßen, mit allerunterthänigsten

Eur. Königl. Maj. und Churfürst

Dat. Dreßden                          Allerunterthänigst
den 18. Mayi 1711                    allergehorsamstter
                                              Gottfried Rasch Fischer
                                              und Fehrmeister zu
                                              Grimma
Die Übertragung des nebenstehenden Textes
aus dem altdeutschen lautet:


Fähre und Gleits zu
     Grimma
wird zur Verpachtung an naechstet
 der Orten angelgt

Rochlitz                      Colditz                             Grimma
Leißnig                        Leipzig                             Dreßden

                         Terminus Locationis
                             den 18. Mayi
                                   1711
zu geben                                                            zeitherige Pachts
und zwar zum Gleits fl.                                      quantum
1.) Christian Heinrich Rose                              Das Gleits:                        
                       bech. w. 819                         1635 fl. 19 gl. 8 g
                                                                       Die Fehre
2.) George Gottfried Schud                         290 fl.               
                       ber. w 818

Weil mich diese mehr nicht als
1400 fl. geben wollen als muß man da sie
trachten daß allhier bey der Amtspacht mit beßeren avantage
verpachtet zur Fehre

       Gottfried Raphter Fehre
         nach Grimma

bekommt die Fehre jährlichen
von 308 fl.: Pachtgeld
auff 6 Jahre sollet 100 fl.
Caution und prae numerieret
tesnum..... erfährt als
mit 15 fl.
Die Übertragung des nebenstehenden Textes
aus dem altdeutschen lautet:


Ein Teil der Fährordnung aus dem Jahr 1656 von Grimma
Die Fährtaxe                       

Ambtts Grimma

Fehrordnung wie es forthin mit denen
überfahrenden Pferden, Wagen, Perso
nen und Viehe gehalten, und was
von Fehrgeld gegeben werden
                soll.
                    Daß
Eine ledige Person so über fähret er sey mehr er wolle
von kein Unterschied darinnen zu halten     Sommers   2g
                                                                  Winters     3g

Von einem Pferde so besiehet es sehr zu
es wolle                                                                         1gl
wenn es aber bey kleinen dasen durchs
erlaßen oder, übers eis gehet oder an
die Fähre bracht, nicht über geführet son
dern an Dasen stehen bleibet undt....                            6g
Desgleichen ist es auch mit dem Zugviehe
zu halten von Stücke                                                     1gl
Wenn es aber zu rücke bleibet undt
gleich wohl gesammet gewesen                                      6g

So sah ein Meinischer Gulden aus:

Uns so ein Groschen:

Sollte sich versehentlich ein Numismatiker hier auf diese Seite verirrt haben,
so möge er mir nachsehen. Es gab eine Vielzahl unterschiedlicher
Münzen auch mit unterschiedlichem Wert.
Für Laien ein undurchdringliches Gewirr.

Die Städte Grimma Wurzen und Eilenburg waren von jeher erbitterte Konkurenten
wenn es üm die Überfahrten über die Mulde geht. Unzählige Schreiben in den
Akten beschreiben, wie erbittert man um jedes Fuhrwerk kämpfte.
Die Fuhrwerke waren es, die das Geld einbrachten.
So war natürlich nicht verwunderlich, daß man sich auch in Grimma
um eine größere Fähre bemühte.
Das aber ausgerechnet ein Schiffbauer aus Pretzsch die neue Fähre
baute ist schon sehr verwunderlich.
Deshalb stellt sich mir die Frage, wo wurde das Fahrzeug gebaut?
Wenn es in Pretzsch gebaut wurde, wie kam es nach Grimma?
Leider fand ich keinen Hinweis darauf in den umfangreichen Akten.

Ein schlecht Navigierbares Fahrzeug die Elbe hinab bis Dessau danach
die Mulde hinauf bis Grimma? Schlecht vorstellbar.
Es liegt also nahe, daß sich der Schiffbauer in Grimma für die Zeit des
Aufbaues der Fähre, in Grimma eingemietet und noch einige Hilfskräfte
angemietet hat.
Trotz des auf einen Tiefststand gesunkenen Geschichtsbewussein
in unserer Gesellschaft, habe ich Hoffnung.
Vieleicht finden es in Grimma einige findige Historiker heraus
ob und wie lange in welcher Herberge ein Schiffbauer
Marti Brettler aus Pretzsch logiert hat.

Hier ein Auszug aus diesem Schreiben von 1684 aus dem Altdeutschen übertragen:

                                        ist wiederumb
eine ganz neue Ambts Fehre über hie
sigen Mühlen Strohm vorrangig Sommers
über, mit ziemlichen Kosten erbaut und
von dem Schiffbauer Marti Brettlern
zu Pretzsch, tüchtig und recht auch viel
größer und beßer, als die vorige
angefertigt worden.

Quelle: H. St. A. DD 10077 Koll. Schmid Amt Grimma Vol. VI Nr. 85-102


Auf dieser Karte von 1925 sind beide Fähren von Grimma noch eingezeichnet.
Title
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit.
Zurück zum Seiteninhalt